Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca)
Die Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca) ist die häufigste in Deutschland vorkommende Winterlibelle. Allerdings gibt es nur noch eine Weitere, die aber in Baden-Württemberg an sehr wenigen Orten vorkommt. Die Sibirische Winterlibelle (Sympecma paedisca) besiedelt in Deutschland nur zungenartig Flächen in Norddeutschland und im Alpenraum von Baden-Württemberg und Bayern. Ihr hauptsächliches Verbreitungsgebiet befindet sich in großen Teilen von Ost Europa bis Japan. Da die Sibirische Winterlibelle in unserem Umkreis nicht vorkommt gehe ich hier nicht näher auf diese Art ein.
Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca) Ein ausgereiftes Weibchen, der neuen Generation
(Bild_5826: NABU-Biddatenbank. Fotograf: Dr. Christoph Moning vom 30.08.2009)
Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca) Ein junges Weibchen (neue Generation), am hellerem Braunton erkennbar. Aufnahme vom 14.07.2023 am Waldweiher im Streifleswald. (Bild: TrkaP)
Systematik
Zugehörigkeit: Die Gemeine Winterlibelle gehört mit 5 Binsenjungfernarten und eine Weidenjungfernart zu den Teichjungfern (Lestidae), die wiederrum alle in die
Familie der Klein Libellen (Zygoptera) eingruppiert sind.
Art: Gemeine Winterlibelle
Wissenschaftl. Name: (Sympecma fusca)
Artvorstellung
Körperbau und Farbe: Ihr schlanker Körper hat eine Gesamtlänge von 34-39 mm, wobei der Abdomen-Anteil (Hinterleib) 25-30 mm davon einnimmt. Die Hinterflügel sind 18 – 23 mm lang. Der Körper ist als junges Imagio hellbraun mit dunklen glänzenden Zeichnungen am Kopf, Thorax (Brust) und Abdomen, Während und nach der Ruhephase im Winter, wird der braune Farbton noch kräftiger, wie in den beiden nachfolgenden Aufnahmen.
Verbreitung: Ihre bevorzugten Lebensräume findet die Gemeine Winterlibelle im norddeutschen Tiefland, dem östlichen Mittelgebirge, dem südwestdeutschem Stufenland (Baden-Württemberg) und dem Alpenvorland. In Baden-Württemberg und Bayern kann sie noch in Höhen von 900 – 1900 m beobachtet werden, und zwar bevorzugt sie hier Moore und ähnliche Gewässertypen.
Lebensräume: Bevorzugt werden eine vielfältige Form von kleineren Stillgewässern, die gut von der Sonne beschienen werden, akzeptiert werden auch sehr langsam fließende bzw. aufgestaute Gräben. Die Habitate sollten eine optimale Tiefe von einem Meter haben. Zwingend für alle Gewässerarten sind auch Röhrichtbestände im Uferbereich, sowie eine reichhaltige Unterwasserflora und Schwimmblattvegetation.
Am Gewässer angekommen klammern sie sich an den vertrockneten Röhricht-Halmen aus dem Vorjahr. Sie sind mit Ihrem schmalen Körper und altersbedingten dunkleren Farbton gut getarnt und nicht so einfach von Fressfeinden und Fotografen auszumachen.
Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca) männlich am Waldweiher im Streifleswald vom 10.04.2023 (Bild: TrkaP)
Ab Mitte März bis Mitte April kommen, die erst jetzt geschlechtsreifen Männchen, zu ihren Reproduktionsgewässer zurück, in dem sie im Vorjahr geschlüpft sind. Die ebenfalls geschlechtsreifen Weibchen kommen später hinzu.
Beide Geschlechter haben jetzt strahlend blauen Augen, wie in der nachfolgenden Aufnahme zu erkennen ist.
Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca), Männchen der alten Generation, am Waldweiher im Streifleswald,
auf ein Weibchen wartend, am 03.05.2023. Deutlich zu erkennen die strahlend blauen Augen. (Bild: TrkaP)
Jahreszyklus:
Die ersten Gemeinen Winterlibellen der neuen Generation schlüpfen Ende Juni. Vereinzelte Imagines (flugfähige ausgereifte Libellen) des Vorjahres (alte Generation) können noch bis nach der Paarung und Eiablage bis in den Juli des aktuellen Jahres beobachtet werden.
Paarung und Eiablage: April – Mai
Schlupf: Mitte Juni /Ende Juli bis Anfang September
In verschiedenen Fachbeiträgen ist nachzulesen, dass die durchschnittliche Lebenszeit er Imagines zwischen 270 – 300 Tagen dauern kann. Normalerweise haben ausgewachsene Libellen, je nach Art, eine durchschnittliche Lebensdauer von nur ein bis drei Monaten.
Wie verbringt Sympecma fusca den Herbst und Winter?
An sonnigen Wintertagen, in ihren bevorzugten Lebensräumen, ist es durchaus möglich, dass Sie eine Libelle entdecken. Nicht wundern, denn es handelt sich dann um die Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca). Winterlibellen sind etwas Besonderes, sie sind die einzige Libellen in Deutschland, die als ausgereifte Libellen überwintern. Alle anderen Libellenarten verbringen den Winter entweder als Ei oder als Larve in ihrem Reproduktionsgewässer!
Ab dem September sucht sie nach Überwinterungsplätze, wo sie Unterschlupf an sonnigen Waldlichtungen, strukturreichen Ruderalflächen und Heidelandschaften sowie auch in naturnahe Gärten findet. Hier besetzt sie kleine Hohlräume unter Steinen, Baumrinden und am bodenliegenden Laub, als als Schutz vor Kälte und Fressfeinden.
Interessantes:
2001 stellten Hiemeyer et al fest, dass bei Temperaturen nicht unter 15°C S. fusca noch fliegen und somit an sonnigen und warmen Tagen erfolgreich auf Nahrungssuche gehen kann.
Elfi und Jürgen Miller berichteten 2006, dass sie am Ruheplatz einer Gemeinen Winterlibelle beobachtet haben, dass diese sich noch bei eiener Temperatur von -4°C noch bewegen konnte.
Frostschutz ist ein wichtiger Faktor:
Beim Einsetzen von Schnee und Frost und den damit fallenden Temperaturen passt sich die Gemeine Winterlibelle an den Wetterbedingungen an, indem sie alle Lebensfunktionen herunterfährt. Sie gehört zu den sogenannten wechselwarmen Tieren und Pflanzen (Biologen sprechen hier von poikilotherme Tieren). Sie befinden sich dann in der sogenannten Kälte- bzw. Winterstarre. Diesen Zustand findet man in der Natur häufiger als man denkt. Bei einem zwischenzeitlichen Temperaturanstieg ist die Starre wieder umkehrbar.
Ähnlich wie beim Zitronenfalter, Marienkäfer, Hummel und Ameise sind viele Tierarten, durch einen körpereigenen Frostschutzmittel, gegen das Einfrieren ihrer Körperflüssigkeit geschützt.
Sollte die Gemeine Winterlibelle bei starken Schneefällen eingeschneit werden, befreit sie sich durch abschütteln des Schnees und krabbelt, wenn möglich, am Halm höher rauf. Allerdings kostet diese Aktion viel Energie, die, sollte es öfter notwendig sein, ihren Körper derart schwächt, dass ihre Energie nicht mehr ausreicht sie am Leben zu halten.
Gefährdung: Gemäß (Hunger & Schiel 2006) wird die Art in der Rote Liste Baden-Württemberg als ungefährdet angesehen.
Für die 2 Aufnahmen von eisbereiften Gemeinen Winterlibellen (Sympecma fusca) bedanke ich mich herzlichst, für die Freigabe für diese NABU-SHA-Webseite und den Newsletter, bei Herr Gerald Stadler von Libelen.ch
Fragen zum Beitrag können Sie gerne an: peter.trka@gmail.com senden.