Die Westliche Weidenjungfer

Die Westliche Weidenjungfer (Chalcolestes viridis) ist eine in Europa weitverbreitete und häufige Libellenart, die vom Sommer an, bis in den späten Herbst, an den mit Weichgehölzen bewachsenen Ufern von Stillgewässern häufig zu beobachten ist.

Systematik

Unterordnung: Kleinlibellen (Zygoptera)
Familie: Teichjungfern (Lestidae)
Gattung: Weidenjungfern (Chalcolestes)
Art: Westliche Weidenjungfer

Gesamtkörperlänge: 39 – 48 mm
Flügelspannweite: 23 – 28 mm

Junges unausgefärbtes Männchen der Westliche Weidenjungfer (Chalcolestes viridis) (Bild: TrkaP)

Merkmale: Die Flügelmale (Pterostigmen) sind mit Ihren hellen beigebraun Flügelmalen von den anderen Teichjungernarten recht einfach unterscheiden.
Typisch ist ein Merkmal, das als spornartiges, in Kopfrichtung verlaufendes Zeichen, im unteren Bereich der mehrfarbigem Thoraxseiten liegt, dass aber nicht immer deutlich erkennbar ist..
Farbtöne Als junge unausgefärbte Libellen sind ihre Körper grünmetallisch, die sich mit dem Älterwerden in Kupfer- oder Bronzetönen, mit teilweisen Blau-, Grün- und Gelbtönen an den unteren Thoraxflanken verändern. (s. unteres Bild)
Weibchen sind farblich etwas variabler als die Männchen und können auch eine größeren Anteil von Brauntönen am gesamten Körper aufweisen.
Flügelstellung Ein gutes Erkennungsmerkmal ist die , zu allen anderen Kleinlibellen ist die Flügelstellung beim Ruhen. Die Westliche Weidenjungfer hält die Flügel in Ruhestellung meistens halbgeöffnet, wie auf den Aufnahmen erkennbar ist. Alle anderen Kleinlibellen legen beim Ruhen die Flügelpaare über oder seitlich neben dem Abdomen zusammen.

Älteres ausgefärbtes Männchen der Westliche Weidenjungfer (Chalcolestes viridis) (Bild: TrkaP)

Ein Paar in Tandemformation an einer ausgetrockneten Karde, kurz vor oder nach der Kopulation. (Bild: TrkaP)

Paarfindung und Fortpflanzung:
Paarfindung Die Paarung ist der Anfang allen Lebens, so auch bei den Libellen. Hierzu warten die Männchen am Gewässerrand auf ein Weibchen, die, wie es bei den meisten Libellenarten so ist, nur zur Paarung und Eiablage an die Gewässer erscheinen.
Tandemflug Das Männchen ergreift mit seinen Hinterleibsanhängen das Weibchen am Hinterkopf oder am hinteren Rand der Vorderbrust und bildet mit ihr eine Paarungskette, die auch Tandem genannt wird. Um zu verhindern, dass sich unterschiedliche Arten paaren, hat die Natur ein Schlüssel–Schloss-System zwischen männlichem Hinterleibsanhängen und weiblichem Passstück vorgesehen. Hat sich ein Paar gefunden fliegt das Männchen mit der Partnerin im „Schlepptau“ zu einem ruhigen Platz.
Paarung Die Männchen haben 2 Begattungsorgane bzw. Kopulationsapparate (primäre und sekundäre). Dieses gilt für alle Libellenarten. Das Primäre liegt am Ende des Abdomens (Hinterleib) unter dem 9. Segment, hier wird das Sperma produziert. Das Sekundäre, ist das eigentliche Kopulationsorgan und muss erst mit Sperma gefüllt werden, bevor das Weibchen befruchtet werden kann. Es befindet sich unterhalb des 2. und 3. Abdomensegments.
Nun führt das Männchen sein primäres Begattungsorgan, mit dem  Weibchen im Schlepptau, zum sekundären Kopulationsapparat, um die dort befindliche Samenblase mit Sperma zu füllen. Das Weibchen erkennt die Situation und krümmt im Anschluss ihr Abdomen nach vorn und legt ihre Legscheide auf die Öffnung der Samenblase und vollzieht damit die Kopulation. Diese Formation ist auch als Paarungsrad bekannt. Diese Herzformation wird im französischem als  „Coeur d’Amour“ (Herz der Liebe)“ bezeichnet.

2 Paare der Westlichen Weidenjungfer (Chalcolestes viridis) bei der Eiablage an einem Zweig eines Weichgehölzes am Teichufer. Wer genau hinschaut entdeckt noch ein Auge das hinter einem Zweigt lugt, und links noch ein Flügelpaar eines weiteren Individuums. (Bild: TrkaP)

Lebenszyklus: Nach der Kopula suchen die Paare, im Tandemflug, Weichholzgewächse in Ufernähe eines Teiches auf, wo das Weibchen bis zu 200 Eier/Tag, einzeln unter die Rinde ablegt. An manchen Weichgehölzen kommt es, bei der Eiablage, zu größeren Ansammlungen von Gruppen bis über 50 Paaren.
Wichtig bei der Eiablage ist, dass der Zweig, in dem die Eier abgelegt wurden, über der Wasseroberfläche hängt, damit die Larven nach dem Schlupf aus dem Ei, gleich ins Wassert fallen können. Sollte eine Larve doch auf trockenen Boden fallen, kann sie kurze Strecken zum Wasser, hüpfend bzw. krabbelnd, überwinden.
Die Überwinterung erfolgt als Ei unter der Rinde des Weichgehölzes. Bei günstiger Witterung können die Larven im Juni des darauffolgenden Jahres aus dem Ei schlüpfen. Bei ungünstigerem Wetter erfolgt der Schlupf erst im Juli, kann sich aber auch bis in den September ziehen.
Nach ca. 8 – 12 Wochen Larvenstadium, was eine sehr kurze Zeit ist, krabbelt die Larve an einem Halm aus dem Wasser hoch und vollzieht im trockenem die 12. und letzte Häutung, die „Imaginalhäutung“,  und wird zur Junglibelle, die nach der Trocknung und Stabilisierung ihres Körpers zum Jungfernflug starten kann.
An diesem Punkt, beginnt wieder ein neuer Lebenszyklus.



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