Der Sperber
Ein geschickter Jäger in engen Nadelgehölzen
Systematik
Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)
Familie: Habichtartigen ( Accipitridae)
Gattung: Habichte und Sperber(Accipiter)
Art: Sperber
Wissenschaftlicher Name: (Accipiter nisus) LINNAEUS; 1758
Der Sperber bewohnt gleichmäßig gewachsene Nadelgehölze, deren Bestand aus Fichten, Lärchen, Tannen und Kiefern bestehen, wobei letztere Baumart möglichst vermieden wird.. Er hat sich im Laufe der Evolution diesem Lebensraum sehr gut angepasst, und ist bedingt durch seine kurzen, breiten Flügel und den längeren Stoß kein Hochgeschwindigkeits-Flieger aber auf engem Raum sehr wendig.
Die Jagd nach Beute
Der Sperber jagt nicht nur im Nadelgehölzen, sondern auch in halboffenen Landschaften mit einer deckungsreichen Struktur aus Hecken und Gehölzen. Hier findet er ein reichhaltiges Nahrungsangebot. In den Wintermonaten ist der Sperber, bei der Nahrungssuche, vermehrt in der Nähe von Gartenstadtsiedlungen zu beobachten. Diese bieten ihm Ansitzpunkte, von denen aus, er die unterschiedlichen Vegetationsschichten und dem umgebenden bodennahen Luftraum beobachten und Ausschau nach Beutetiere halten kann. Hier findet er gut getarnte Stellen in der Nähe von den Futterplätzen, die ihm einen unbemerkten Anflug ermöglichen. Er verfolgt seine Beute zum Teil bis in Hecken und Sträucher.
Sturzflüge aus größere Höhe, wie man sie beim Wanderfalken, Turmfalken oder Mäusebussarden kennt, sind beim Sperber eher selten. Wie oben erwähnt ist der Sperber ein flinker Jäger, der sich im Flug um 90°, wenn erforderlich, auch um 180° blitzschnell wenden kann und somit seine Beute gut verfolgen. Solche plötzlichen Kehrtwendungen kenne ich sonst nur bei der Beobachtung von Libellen, die aber noch schneller sind.
Die Aufnahme zeigt einen Sperber im Garten unserer Wohnanlage, auf einem Ast sitzend, der sich ca. 30m vom Futterplatz auf unserem Balkon, entfernt, befindet. (Bild: TrkaP)
Merkmale
Größe
Weibchen haben eine Körperlänge von 35 – 41 cm
und eineFlügelspannweite von 67 – 80 cm
Männchen sind um einiges kleiner und haben eine Körperlänge von 29 – 34 cm
sowie eine Flügelspannweite von 58 – 65 cm.
Namensgebung
In Wikipedia steht zu seinem deutschen Namen folgende Ableitung:
„Der Name des Sperbers ist ein Kompositum aus zwei althochdeutschen Substantiven: sparo („Sperling“)und aro („Aar, Adler“). Althochdeutsch spar(a)wāri und davon mittelhochdeutsch sparwaere, sperwaereund sperbaere bezeichnet also gewissermaßen einen „Sperlingsadler“, [also einen „kleinen Adler“).
Aussehen
Mit ihren verhältnismäßig kurzen, breiten und abgerundeten Flügeln und dem relativ langem Stoß, sind Sperber am Flugbild recht gut zu bestimmen. Sie können aber bei fehlender Erfahrung mit dem größeren Habicht und dem Turmfalken verwechselt werden. Allerdings sind die Flügelenden beim Turmfalken nicht so abgerundet, wie beim Sperber, sondern eher spitz zulaufend.
Die Augen sind dunkel mit einer gelben Iris, die im Alter bei Weibchen gelb-orange und beim Männchen rot gefärbt sein können.
Zum vergleich 3 Flugaufnahmen aus der NABU-Bilddatenbank
Links ein Sperber: Bild von Hartmut Mletzko
Mittig ein Turmfalke: Bild von Kathy Büscher
Rechts ein Habicht mit Beute: Bild von Hartmut Mletzko
Gefieder
Männchen und Weibchen unterscheiden sich in Größe (s. o.) und im Gefiederkleid voneinander. In der Fachwelt spricht man von „Geschlechts- bzw. Sexualdimorphismus“, was so viel wie zweigestaltig, im Hinblick auf den deutlichen Unterschied der Gefiederfärbung zwischen geschlechtsreifen Männchen und Weibchen derselben Art bedeutet.
Das Männchen hat eine graublaue Oberseite und eine weiße Unterseite, die fein quer gestreift ist (gesperbert). Hier spricht man auch von einer Bänderung, die auch sehr variabel und im unteren Bereich auch orange ausfallen kann.
Das Weibchen ist schlichter gefärbt und auf der Oberseite schiefergraubraun, wobei die Bänderung an den Flanken der Unterseiten auch eine leichte Orangefärbung aufweisen können, die aber nur selten so intensiv ist wie beim Männchen.
Überwinterung
Ein kompletter Wegzug findet beim Sperber nicht statt. In Deutschland verbleiben die Älteren das ganze Jahr in ihren angestammten Gebieten. Die Jungsperber ziehen meist aber südwestlich nach Frankreich und Spanien.
Fortpflanzung
Junge Sperber sind im 2. Lebensjahr geschlechtsreif, also im Jahr nach ihrem Schlupf.
Findet sich ein Sperberpaar führen sie eine monogame Saisonehe. Häufig bleiben die Paare auch über mehrere Jahre zusammen. Während der Balz (ab Anfang/Mitte März bis in den April) kreist das Paar über dem Brutrevier, wobei sie mehrmals einzeln in wiederholten Sturzflügen am Brutplatz landen. Eine weiteres „Ritual“ ist die Beuteübergabe des Männchens an das Weibchen, dass immer an der gleichen Stelle stattfindet, und die Paarbindung stärkt.
Bei der Suche nach einem geeigneten Brutplatz werden dichte Nadelstangengehölze, aus Fichten oder Lärchen, bevorzugt. Hier bauen beide jedes Jahr einen neuen Horst, wobei das Weibchen, die meiste Arbeit erledigt. Gebaut wird im unterem Bereich der Krone auf stabile Seitenästen nahe am Stamm, selten kommt es vor, dass auch vorjährige Nester ausgebessert und wieder benutzt werden. Der Bau des neuen Nestes beginnt kurz nach der Paarfindung ab Mitte März. meist aber Anfang April. Die Gelege bestehen aus 3 – 6(7) Eiern, wobei der Legebeginn ab Mitte April bis Mitte/Ende Mai dauern kann.
Das Gelege wird 33 – 35 Tage bebrütet und danach während der ersten Nestlingszeit ist das Männchen der Alleinversorger und übergibt seine gerupfte Beute an das Weibchen. Am Anfang der Nestlingszeit füttert das Weibchen die Nestlinge alleine, später hilft dann das Männchen. Nach ca. 30 Tagen verlassen die Jungen Sperber das Nest, aber verbleiben dann weitere 2 – 3 Wochen in Nestnähe, wobei beide Elternteile auf die Jagd gehen und auch füttern. Ende Juni/Juli sind die Jungen Flügge.
Nahrung
Die Nahrung besteht überwiegend aus kleinen bis zu taubengroßen Vögeln. Untersuchungen in Deutschland und den Niederlanden ergaben während der Brutzeit ein Nahrungsanteil an Kleinvögel von 97,5%. Die restlichen 2,5% bestanden fast ausschließlich aus Wühlmäusen. Tauben, Rebhühner und Fasan spielten bei dieser Untersuchung keine Rolle.
Natürliche Feind
Es kommt schon vor, dass die Jungvögel und das brütende Weibchen vom größeren und kräftigeren Habicht erbeutet werden. Weitere Fressfeinde sind Baummarder und Waldkauz.
Gefährdung
Bis in den 1950er Jahren wurde der Sperber stark bejagt. Bei den Greifvögeln sprach man damals von Raubvögel, bzw. bei Säugtieren von Raubtieren was suggeriert, dass sie den Menschen etwas wegnahmen. Heutzutage spricht man richtigerweise bei Säugetieren von Beutegreifer und bei Vögeln von Greifvögel.
Der Sperber ist erfreulicherweise aktuell nicht gefährdet, wird aber bei einer weiteren Lebensraumvernichtung wie es aktuell passiert, wohl bald wieder auf der Roten Liste stehen, wie viele andere Tier- und Pflanzenarten auch.
Fragen zum Beitrag können Sie gerne an: peter.trka@gmail.com senden.